ADHS-Therapie

Informieren Sie sich vor der ADHS-Therapie über Ursachen und Symptome unter ADHS (Teil 1)

Kurze Inhaltsangabe zum ersten Teil:  

Was sind die Ursachen der ADHS im Erwachsenenalter?

(organischer Ursprung?, Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen?, ungünstige Umweltbedingungen?, Störungen im Gehirnstoffwechsel?, erbliche Komponenten?)

Was sind die Symptome bei ADHS im Erwachsenenalter?

Aufmerksamkeits- /Konzentrationsstörungen

Motorische Störungen

Mangelhafte Impulskontrolle

Desorganisation

Probleme im sozialen Umfeld

Schwierigkeiten in persönlichen Beziehungen

Emotionale Störungen und

Stress-Intoleranz

Wie stellt man die Diagnose vor der ADHS-Therapie?

Die Diagnosestellung vor der ADHS-Therapie ist nicht einfach. Meist suchen die Patienten wegen depressiver Verstimmung, Angstproblemen oder auch der Sorge, den Überblick über das Leben verloren zu haben, den Psychiater oder Psychotherapeuten auf. Oft hat sich eine ausgeprägte Selbstwertproblematik mit Depressionen und psychosomatischen Symptomen eingestellt. Eine motorische Unruhe steht bei Erwachsenen eher selten im Vordergrund. Der Patient selbst hat oft Mühe  einzuordnen, ob seine Beschwerden noch im Rahmen des “Normalen” oder eine Beeinträchtigung von Krankheitswert sind. Deshalb ist es wichtig vor einer ADHS-Therapie, möglichst viele Informationsquellen (Angehörige, Schulzeugnisse u.a.) zur ausführlichen Anamneseerhebung mit dem Patienten heranzuziehen. Ein fehlender Hinweis auf Schulschwierigkeiten oder bei der Bewältigung der Hausaufgaben ist nahezu ein Ausschlusskriterium für ADHS!

Erst in der Zusammenschau kann beurteilt werden, ob die berichteten Beschwerden das Ausmaß einer erheblichen Alltagsbeeinträchtigung erreichen und ob die Symptome nicht Ausdruck einer anderen psychischen Erkrankung sind. Die Symptomatik sollte situationsübergreifend vorhanden sein, also im Beruf, im familiären Umfeld und bei Freizeitaktivitäten. Schließlich müssen somatische Ursachen der psychischen Störung ausgeschlossen werden.

Zur Testpsychologie können spezifische ADHS-Fragebogen eingesetzt werden, die jedoch keine Diagnose liefern, sondern allenfalls eine klinisch gestellte Diagnose unterstützen und die abschließende Beurteilung erleichtern.

Medikamentöse ADHS-Therapie

Die Wirksamkeit der medikamentösen ADHS-Therapie ist mittlerweile in zahlreichen Studien bewiesen worden. Die Pharmakotherapie sollte jedoch immer in einen Gesamtbehandlungsplan eingebettet sein, der die begleitenden Erkrankungen und die angestrebten Veränderungsziele der Patienten berücksichtigt.

Psychotherapeutische ADHS-Therapie

Aufgrund der  vielen negativen Erfahrungen, die die Betroffenen im Laufe ihres Lebens gemacht haben, steht meist eine ausgeprägte depressive Verstimmung im Vordergrund. Stark schwankende Leistungsfähigkeit und ständig vorhandene Stimmungslabilität führen weiter zu einer tiefgreifenden Verunsicherung. Deshalb ist neben einer medikamentösen Behandlung in der ADHS-Therapie auch eine multimodale Psychotherapie unerlässlich. Psychotherapie kann helfen, Strukturen bei chaotischer Lebensweise zu entwickeln und den die Symptomatik aufrechterhaltenden Vermeidungsstrategien, die die meisten Patienten im Lauf ihres Lebens entwickelt haben, entgegenzuwirken. Patienten, die wenig Bezug zu ihren seelischen Konflikten haben, können von einer Verbesserung der sozialen Kompetenz durch die Psychotherapie profitieren. Aufgrund der oft ausgeprägten Selbstwertproblematik und den geringen Toleranzgrenzen ist eine emotional fördernde und im Umgang mit Affekten die Selbstregulationsprozesse der Patienten unterstützende tiefenpsychologisch fundierte interaktionelle Psychotherapie indiziert.

Wann ist eine stationäre Behandlung zur ADHS-Therapie notwendig?

  • bei drohendem Verlust des Arbeitsplatzes (häufig wegen Unfähigkeit kontinuierliche Leistungen zu erbringen)
  • wenn die Angst, wegen innerer Unruhe verrückt zu werden, zu groß wird
  • bei tiefer Depression und extremer Antriebslosigkeit
  • bei ständiger gespannter Ärgerlichkeit und Reizbarkeit, die zu sozialer Isolation führt (die es z.B. Müttern nicht erlaubt, geduldig mit ihren Kindern umzugehen)
  • bei übermäßigem Alkohol- und/oder Nikotinkonsum zur Entspannung
  • wenn die Fähigkeit verloren geht, das Alltagsleben zu organisieren
  • bei ständiger  Angst, den Durchblick verloren zu haben oder unter abruptem Verlust der Konzentration zu leiden (z.B. Gelesenes nicht im Gedächtnis behalten und deshalb eine Aufgabe nicht bewältigen zu können)

Vom Ausmaß der Störung und der Schwere der Symptomatik hängt es ab, welche Form der Therapie indiziert ist: Wenn der strukturierende Rahmen einer Klinik notwendig wird, muss noch differenziert  werden, ob eine psychosomatische Klinik gewählt werden soll oder der stark strukturierte Rahmen einer Psychiatrischen Abteilung mehr Unterstützung geben kann.

Stationäre ADHS-Therapie in der Psychosomatik

In der Abteilung Psychotherapie und Psychosomatik / Integrative Gestalttherapie der Hardtwaldklinik I (Dependance) bieten wir auf einer ganzheitlichen Behandlungsgrundlage ein auf ca. 6 - 8 Wochen ausgerichtetes Intensivprogramm als ADHS-Therapie für Patientinnen und Patienten mit Folgeproblemen und Belastungen einer ADHS im Erwachsenenalter an. In einer wertschätzenden und unterstützenden therapeutischen Haltung bieten wir Gespräche sowohl in Einzel- und Gruppentherapie als auch körperorientierte Anwendungen an. Erstes Ziel bei einer ADHS-Therapie ist die aktive Unterstützung zum Aufbau von Vertrauen und Entwicklung eines stabilen Arbeitsbündnisses.

Der Einsatz kreativtherapeutischer und leibtherapeutischer Anwendungen in der ADHS-Therapie dient der Verbesserung der Selbstwahrnehmung und Stabilisierung des Selbstwertgefühls sowie dem Zugang zu kreativen Potentialen und Ressourcen. Durch ein multimodales ADHS-Therapie - Konzept soll eine verbesserte Kompetenz im Alltagsleben erreicht und kreative Sichtweisen und Handlungsstrategien entwickelt werden. Bei leichterer Ausprägung der strukturellen Defizite kann auch eine aktuell schwerwiegende Krise unter Berücksichtigung der biografischen Hintergründe bearbeitet werden. Entspannungstechniken wie progresssive Muskelrelaxation (PMR), Meditation und Yoga  können den Behandlungsprozess unterstützen.

Ein moderates sportliches Ausdauertraining, physikalische und physiotherapeutische Anwendungen helfen in Sinne eines ganzheitlichen psychosomatischen Vorgehens und dienen der Verbesserung des Körpergefühls und der Konzentration. Als Vorbereitung für Selbsthilfegruppen zur Begleitung im Alltagsleben wird im Rahmen eines multimodalen ADHS-Therapie konzeptes auch Selbsthilfe-Gruppenarbeit angeboten.

  • Birgit Landgrebe
  • Leitende Abteilungsärztin
  • Psychotherapie und Psychosomatik
  • Hardtwaldklinik I - Dependance

Zur Klärung weiterer medizinischer Fragen und Behandlungs- bzw. Therapiemöglichkeiten steht Ihnen unsere Chefärztin im persönlichen Gespräch gerne zur Verfügung. Bitte vereinbaren Sie zuvor einen Termin in unserer Privatambulanz.

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