Die männlichen Wechseljahre
Für viele Ärzte sind die „männlichen Wechseljahre“ eine bedeutsame medizinische Entdeckung. Manch anderer haltet sie jedoch für eine Erfindung der Pharmaunternehmen. Es sei ein weiterer Grund, teure Medikamente gegen die ungewollten Stimmungsschwankungen und auftretenden Potenzprobleme des Mannes zu erzeugen. Medizinhistoriker Dr. Hans-Georg Hofer ist der Debatte auf den Grund gegangen und hat herausgefunden, dass Männer wirklich eine ähnliche Veränderung zu den weiblichen Wechseljahren erleben könnten. Diese Theorie ist jedoch keine Idee des modernen 21. Jahrhunderts. Denn bereits 1910 schrieb der Berliner Nervenarzt Kurt Mendel einen Aufsatz über den Vorgang der männlichen Wechseljahre.
Klimakterium virile
Trotzdem weiß man heutzutage dass es sie wirklich gibt; auch wenn sich Wissenschaftler noch nicht einig geworden sind, was die genaue Definition der männlichen Wechseljahre sein soll. Die Kritiker haben vor allem ein Problem mit einem Aspekt der Theorie: Der Alterungsprozess des Mannes scheint sich in Sachen Hormone laut wissenschaftlichen Belegen ganz dem der weiblichen Wechseljahre zu ähneln. Den plötzlichen Hormonwechsel, wie es bei Frauen auftritt, gibt es beim männlichen Geschlecht aber nicht. Wissenschaftlich gesprochen nennt man das Phänomen der männlichen Wechseljahre „Klimakterium virile.“
Bedeutsamkeit des Hormonreduktion
Typische Anzeichen
In der Regel beginnen die männlichen Wechseljahre bereits vor demm 40. Lebensjahr. Obwohl die Veränderungen im Körper meist unbemerkt auftreten, gibt es ein paar Anzeichen, die dem Mann verraten, dass er eine Phase des Hormonwechsels erlebt. Das wahrscheinlich typischste Zeichen des Hormonmangels ist der Verlust der Haare. Viele der betroffenen Männer bekommen in nur kurzer Zeit eine Glatze – die ist dann auch nicht mehr zu vermeiden.
Außerdem produzieren die Hoden jedes Jahr während den männlichen Wechseljahren etwa ein Prozent weniger Testosteron. Dieses männliche Geschlechtshormon reguliert die Lust auf Sex und ist für weitere Aktivitäten, wie den Aufbau von Knochen und Muskeln verantwortlich. Somit kann es bei den männlichen Wechseljahren zu geringerer Libido kommen. Weitere Anzeichen sind mitunter ständige Anfälle von Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Möglicherweise fällt es dem Mann schwer, sich zu konzentrieren. Schlechte Laune sowie Stimmungsschwankungen treten hier in ähnlicher Form der Effekte der weiblichen Wechseljahren auf.
Vorbeugung
Es kann im schlimmsten Fall sogar zur Impotenz kommen, wobei Anfangs meist nur die Erektion schwächer wird. Muskelmasse schwindet schneller als gewohnt und Fett sammelt sich im Körper an. Langfristige Erektionsprobleme sind jedoch nur in seltenen Fällen auf die männlichen Wechseljahre zurück zuführen. Denn diese haben oft gesundheitliche Hintergründe und sollten von einem Arzt untersucht werden.
Obwohl sich die Verringerung des Testosteronspiegels im Körper nicht aufhalten lässt, ist es keine ungewöhnliche Krankheit, sondern viel mehr ein „Nebeneffekt“ des Alterungsprozesses. Natürlich gibt es auch hier einiges, was man tun kann, um den Abbau des Testosterons in Grenzen zu halten. Dabei liegen regelmäßiger Sport und ein aktives Sexualleben an erster Stelle. Insbesondere Jogging, Schwimmen, Radfahren und Krafttraining fördern die Hormonproduktion in den Hoden, während der Geschlechtsverkehr die Muskeln im Penis trainiert und sozusagen „fit hält“. Sport hat außerdem den Vorteil, dass die inneren Organe gestärkt werden, was wiederum für eine bessere Erektion sorgt. Ein weiterer Tipp: Stress und Depressionen durch Entspannungs- und Ruhepausen verhindern oder regelmäßig zur Masseuse gehen.
Das ist schlecht für die Hormonproduktion
Tabakrauch ist der wahrscheinlich größte Hormonkiller. Denn Rauchen schadet nicht nur der Lunge, sondern dem Herz-Kreislauf-System. Ganz aufs Rauchen zu verzichten ist hier die beste Lösung. Dazu kommt noch, dass man verrauchte Räume vermeiden sollte, da Passivrauchen das Altern erheblich beschleunigt. Ein weiteres „No-Go“ ist exzessiver Alkoholkonsum. Solange man, zum Beispiel, nicht mehr als ein Glas Wein am Tag trinkt, sollten Probleme mit der Hormonerzeugung jedoch ausbleiben.
Ein gesunder Hormonhaushalt
Am wichtigsten ist die gesunde Ernährung. Achtet man darauf, vielfältige Esswaren einzukaufen, die genügend tierische und pflanzliche Eiweiße enthalten, steht dieser nichts mehr im Wege. Vitamin A, C und E sind ebenfalls empfehlenswert. Antioxidantien haben neben verjüngendem Effekt auch den, dass der Abbau des Geschlechtshormons verlangsamt wird. Diese Substanzen sind vor allem in frischem Gemüse und Obst zu finden und werden am besten roh gespeist.
In der Regel gilt jedoch: Nur der Arzt kann im Endeffekt entscheiden, ob ein Mann an Hormonmangel leidet oder andere gesundheitliche oder psychische Probleme vorliegen. Der Haus- oder Facharzt kann Betroffene auch wegen möglichen Behandlungen beraten. Hormonbehandlungen wie etwa die Testosterontherapie sind hierbei möglich. Diese kann allerdings nur von einem ausgebildeten Facharzt durchgeführt werden, da Risiken wie Schäden der Leber und Thrombose auftreten können.
Letztendlich steht eines fest: Die Beliebtheit von möglichen Potenzpillen sowie der Erwerb angeblicher verjüngender Medikamente wird in den kommenden Jahren weiterhin ansteigen. Denn immer mehr Menschen legen Wert auf ein möglichst langes Sexualleben. Vor allem mehr Männer greifen zu „Wundermittel“, die den Alterungsprozess verlangsamen sollen. Die Pharmaunternehmen werden davon auf jeden Fall profitieren.