Typ-1-Diabetes vorbeugen?
Eine neue Impfung soll Kinder mit niedriger Glukosetoleranz vor einem drohenden Typ-1-Diabetes schützen. Ob das wirklich möglich ist, soll nun unter anderem eine Studie der Technischen Universität München endgültig belegen.
Ein Diabetes mellitus vom Typ-1 entsteht, wenn das Immunsystem in einer Fehlreaktion die eigene Bauchspeicheldrüse angreift und dabei die Insulin produzierenden Zellen zerstört. Aufgrund einer Entzündungsreaktion, die unterschiedlich lange dauert, kann die Bauchspeicheldrüse ihre Funktion nicht mehr wahrnehmen und der Diabetes macht sich bemerkbar. Die Manifestation des Diabetes kann sich je nach Schädigung hinziehen, so dass schon Babys oder erst Erwachsene erkranken. Wie es allerdings zu der Fehlleistung des Immunsystems, also zur genauen Ursache des Diabetes, kommt ist weiterhin ungeklärt.
Impfung gegen Typ-1-Diabetes?
Wenn mehrere Verwandte eines Kindes an einem Typ-1-Diabetes erkrankt sind, ist das genetische Risiko für das Kind stark erhöht ebenfalls an einem Diabetes zu erkranken. Dagegen könnte nun möglicherweise die frühzeitige Gabe von kleinen Dosen Insulin als eine Art Schutzimpfung helfen. Im Gegensatz zu Typ-1-Diabektikern mit einem manifesten Diabetes dient das Insulin für gefährdete Kinder jedoch nicht dazu, ihren Blutzucker zu senken. Es soll das Immunsystem beeinflussen und die fatale Fehlreaktion gegenüber der Bauchspeicheldrüse auf lange Sicht verhindern. Zwei Studien sollen nun in Österreich, Italien, Großbritannien, Kanada, den USA und in Deutschland untersuchen, wie viel Insulin für die Prävention geeignet ist und wie es eingenommen werden muss. Das Hormon könnte beispielsweise in sehr geringer Dosierung über den Mund oder als Nasenspray verabreicht werden. Bei oraler Einnahme hat Insulin keinen Blutzucker senkenden Effekt, weil es durch die Magensäure unwirksam wird. Mit dem Hormon sollen nur Kinder behandelt werden, die zwar erblich mit einem hohen Diabetes-Risiko belastet sind, aber noch keinerlei Symptome der Erkrankung zeigen.
Wer kann an der Präventionsstudie teilnehmen?
In Deutschland werden Versuchsteilnehmer im Alter von 18 Monaten bis zu 7 Jahren gesucht, bei denen eine familiäre Vorbelastung mit Diabetes gegeben ist. Hinweise für ein hohes Erkrankungsrisiko sind bereits bestehende Diabetes-Typ-1-Erkrankungen bei Geschwisterkindern oder den leiblichen Eltern. Vor der Studienteilnahme wird das individuelle Diabetesrisiko des teilnehmenden Kindes bestimmt. Die Untersuchungen und Behandlungen während der Studien sind für die teilnehmenden Familien kostenlos. Unterstützt wird die Studie durch das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung und die amerikanische Studienstiftung für Diabetes. Die Studie trägt den Namen „Pre-Point“ und wird in Deutschland von Professor Ezio Bonifacio an der TU München durchgeführt. Für die 18-monatige Studie werden insgesamt 40 Kinder gesucht.
Deutschlands Kinder sind zu dick
Der Deutsche Sportbund startet eine landesweite Kampagne und auch die Regierung will mit entsprechenden Maßnahmen nachziehen
"Die Zahl der übergewichtigen Kinder in Deutschland muss alarmierend sein!" - dieser Gedanke dürfte jedem durch den Kopf gegangen sein, der sich dieses Jahr schon einmal auf ins Freibad gemacht hat. Überall sieht man Kinder, deren Gewicht Anlass zur Besorgnis geben muss.
Mit Sport und gesunder Ernährung soll dieser negativen Entwicklung in Deutschland nun Einhalt geboten werden, zumindest wenn es nach dem Deutschen Sportbund und der Regierung geht, die beide entsprechende Kampagnen zu Thema entwickelt haben bzw. planen.
Zahl der überwichtigen Kinder stark ansteigend
Eine genaue Zahl über die Gewichtszunahme bei Jugendlichen gibt es zur Zeit noch nicht, denn erst im Mai diesen Jahres hat das Robert-Koch-Institut erstmals im Auftrag der Bundesregierung mit einer bundesweiten Studie zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen begonnen. Tatsache ist jedoch, dass de Zahl der übergewichtigen Kinder in den letzten Jahren stetig gestiegen ist.
Bilder, wie sie vor Jahren vor allem aus den USA bekannt waren, gehören mittlerweile auch in Deutschland zum Alltag. Man schätzt, dass inzwischen jedes fünfte bis sechste Kind im schulpflichtigen Alter Übergewicht hat.
Kampagne "Sport tut Deutschland gut"
Der Deutsche Sportbund hat es sich zum Ziel gemacht, dieser Problematik entgegenzuwirken.
Ähnlich wie die in den siebziger Jahren äußerst erfolgreiche Kampagne "Trimm Dich durch Sport", startet der Sportbund die neue Initiative "Sport tut Deutschland gut". Mit großangelegten Plakataktionen und verschiedenen Veranstaltungen, sollen vor allem Kinder in die Sportvereine geholt werden, um sich wieder mehr zu bewegen.
Neben dem großen Ziel, die Vereine wieder mehr in das gesellschaftliche Leben eines jeden Bundesbürgers zu integrieren, stellt auch die Gewichtszunahme der jugendlichen Bevölkerung einen Schwerpunkt der Kampagne dar.
So wurde neulich in Berlin vom DSB-Präsidenten Manfred von Richthofen gemeinsam mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt in diesem Zusammenhang die Plakatreihe "Ene mene meck - der Speck ist weg" vorgestellt. Der einleuchtende und kindgerechte Slogan soll Kindern vermitteln, wie wichtig es ist, sich regelmäßig sportlich zu betätigen.
Das von Kinderhand gemalte Strichmännchen auf den Plakaten, T-Shirts und Baseball-Caps soll Motivation sein, und gleichzeitig Lust auf sportliche Betätigung vermitteln. "Wer fit ist, der wird auch besser in der Schule lernen und selbst im Alter noch recht beweglich sein, ohne dass das Hemd zwängt", sagt von Richthofen und erhält hier Bestätigung. Laut Gesundheitsministerin Schmidt, sei es "dringend notwendig, möglichst früh den Kindern gesundheitlich relevante Verhaltensweisen beizubringen, den später sind sie nur schwer zu korrigieren".
Kinder brauchen eine neue Esskultur
Ebenfalls eine große Kampagne plant Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne). Ihr geht es dabei besonders um die Fehlernährung der heutigen Jugend. Auf dem Kongress "Kinder und Ernährung" war sie sich mit anwesenden Wissenschaftlern und Politikern einig, dass den Kindern eine neue Esskultur vermittelt werden muss.
Kinder müssten lernen, dass der Körper besser Obst als Schokolade gebrauchen könne und wie sie gesundes Essen zubereiten, so Künast. Weiterhin mahnte die Ministerin, "wenn wir nichts ändern, könnte in vierzig Jahren jeder zweite Erwachsene fettleibig sein." Besonders die Werbung wurde auf dem Kongress kritisiert, da sie den Kindern häufig suggeriere, die Lebensmittel hätten einen besonderen Zusatznutzen.
Im Zuge der Kampagne für eine neue Esskultur sollen erstmals Eltern, Kindertagesstätten und Wissenschaftler mit Vertretern der Lebensmittelwirtschaft zusammengebracht werden, um auf einen gemeinsamen Konsens zu kommen.
Renate Künast hatte im letzten Jahr bereits mit der ähnlichen Kampagne "Fit Kids" Kindergärten in ganz Deutschland über gesundes Essen informiert.
Folgen von Übergewicht im Kindesalter
Warum ein Stopp dieser anhaltenden Gewichtszunahme bei Kindern so wichtig ist, zeigen die Folgen von Übergewicht im Kindesalter. Denn neben den alltäglichen Erschwernissen durch Übergewicht bereits in der Jugend, müssen die meisten Betroffenen auch mit schwerwiegenden Folgeerkrankungen rechnen. Frühzeitige Gelenk- und Knochenschäden, Herz- und Organprobleme und Diabetes mellitus gehören zu den schlimmsten Folgen.
Für Deutschlands Kinder bleibt also zu hoffen, dass beide Kampagnen Früchte tragen.